Die Zeit in Caravelí (1958-1993)
„Die Missionsarbeiten auf dem Lande waren mir eine Freude, gewiss. Aber die Erfüllung meiner Sehnsucht waren sie nicht. In meinem Innern rief auch weiterhin diese Stimme, ertönte immerzu dieser Ruf aus den Bergen. So blieb es die achtzehn Jahre hindurch, die ich in Lima verbrachte. Am 4. November 1957 bekam der Ruf plötzlich eine neue Klangfarbe. Diesmal kam der Ruf aus den Bergen – ich müsste sagen ‚in die Berge‘ – von Seiten der Kirche. Rom hatte im südlichen Peru eine neue Prälatur (kirchlicher Sprengel auf der Vorstufe zur Diözese; Anm.) geschaffen. Sie umfasste die entlegensten Gebiete der Diözesen Arequipa und Ayacucho. Sitz des Oberhirten würde Caravelí sein. Und der Prälat – wäre ich! … Ich gehorchte dem Ruf. So war ich nun verantwortlich für ein Missionsgebiet etwa so groß wie das Land Nordrhein-Westfalen. Aber ohne seine Wege. Dort wirkten etwa zehn Priester. Es gab nicht eine einzige Ordensfrau. Hier also war ich bei den Verlassensten. Ihr Ruf um Hilfe verhallte nicht. Vielmehr wurde er jetzt immer häufiger, wurde eindringlicher denn je.“ (Friedrich Kaiser, Der Ruf aus den Anden, 1988)
Fotos: Archiv Missionsschwestern