"Heilige unserer Zeit"
Friedrich Kaiser und Bernhard Poether
Eindrucksvoll die Fotos, die am 26. Juli im Priesterseminar St. Toribio in Lima entstanden: rd. 11.000 Dokumente über das Leben und Wirken von Bischof Friedrich Kaiser (1903-1993), die in rd. zehn Jahren zusammengetragen worden waren, waren jetzt in zahlreichen Dokumentenordnern bzw. Aktenbündeln versammelt, um endlich versiegelt und auf die Reise nach Rom geschickt zu werden. Es gehört zu den Aufgaben der diözesanen Phase eines Seligsprechungsverfahrens, möglichst alle relevanten Dokumente und Aufzeichnungen aus dem Leben eines für die Seligsprechung vorgeschlagenen Kandidaten zusammenzutragen, ebenso die dokumentierten Zeugenaussagen von befragten Menschen, die im persönlichen Kontakt zum künftigen Seligen standen. Ähnliche eindrucksvolle Bilder von gesammelten Unterlagen für eine Kanonisierung entstanden übrigens am 9. März im französischen Rouen zur Vorbereitung einer Seligsprechung des Märtyrers Jaques Hamel.
Interessant, dass Friedrich Kaiser selbst einmal "mit Brief und Siegel" eine längere Aussage über einen christlichen Glaubenszeugnis und Märtyrer zu Papier brachte - nämlich über Bernhard Poether (1906-1942). Der Kaplan des Bistums Münster, 1932 zum Priester geweiht, war wegen seines Engagements in der polnischsprachigen Seelsorge und wegen regimekritischer Äußerungen 1939 verhaftet und später nach Dachau gebracht worden, wo er mit 36 Jahren ums Leben kam. Seit 2008 bemüht sich ein "Arbeitskreis Bernhard Poether" um sein Andenken; 2017 hat die Kirchengemeinde St. Clemens in Münster Hiltrup ganz offiziell Bischof Dr. Felix Genn, Münster, um die Eröffnung eines Seligsprechungsverfahrens gebeten. Und genau aus seiner Hiltruper Zeit kannte Friedrich Kaiser seinen Amtsbruder persönlich, da nämlich Bernhard Poether in Hiltrup aufgewachsen war. "Während der ersten fünf Jahre nach ihrer Weihe hatten die Priester alljährlich im Seminar ein Repetitionsexamen abzulegen. Dann kam Bernhard regelmäßig eine Woche vorher nach Hiltrup zu seinem Elternhaus. Dort verbrachte er täglich vormittags wie nachmittags einige Stunden im Missionshaus. Er zog sich auf ein recht ruhig gelegenes Zimmer zurück, um sein Examen vorzubereiten."
Jahrzehnte später entdeckte Friedrich Kaiser im fernen Peru in der Ausgabe vom 21. September 1980 der münsterischen Bistumszeitung "Kirche und Leben" den Fragetitel "Wer erinnert sich noch an Kaplan Bernhard Poether?" Daraufhin verfasste er seine Erinnerungen, die zwei Seiten umfassen >>>. Sie werden heute als Kopie vom genannten Arbeitskreis in der "Dokumentation AK Poether" aufbewahrt. Mit großer Wertschätzung beschrieb der damals 77jährige seine Erinnerungen an den Märtyrer des NS-Regimes: "Jetzt, da ich all dies wieder überdenke und niederschreibe, kommt es mir vor, als blätterte ich in Märtyrerakten der Urkirche. Persönlich bin ich überzeugt: Hier haben wir Nachrichten über einen der vielen tausenden Heiligen unserer Märtyrerzeit."