"Coesfelder Kreuz" in Südamerika
Zeitlebens blieb der aus Dülmen stammende Gründer der Seelsorgeschwestern von Caraveli, Bischof Friedrich Kaiser (1903-1993), seiner münsterländischen Heimat verbunden: Hier ist er aufgewachsen und auch von klein auf religiös geprägt worden. Denn auch eine Landschaft bzw. eine Kulturlandschaft kann die spirituelle Mentalität eines Menschen beeinflussen. Hier im Münsterland werden seit jeher ganz besondere Kreuzesdarstellungen verehrt - nämlich sogenannte Gabelkreuze. Aber keines von diesen Kreuzen erfasst das Leiden und Sterben Jesu in so einmalig drastischer Weise wie das "Coesfelder Kreuz" in St. Lamberti in Coesfeld. Die selige Anna Katharina Emmerick, an deren Grab der junge Friedrich Kaiser oft gebetet und innerlich gerungen hat, wurde gerade durch dieses eindringliche Passionsbild inspiriert. Nachbildungen des "Coesfelder Kreuzes" befinden sich seit vielen Generationen in zahllosen Haushalten oder kirchlichen Einrichtungen im Münsterland, aber auch im ganzen Bistum Münster.
Ein Foto aus den 1960er Jahren zeigt Friedrich Kaiser vor einem solchen Kreuz in einer Wohnung bei einem Verwandtenbesuch in Dülmen.
Seit etlichen Jahren gehen zahlreichen "Coesfelder Kreuze", in der Regel aus Haushaltsauflösungen, auf Reisen nach Südamerika. Dort werden sie in den Missionsstationen der "Missionarinnen vom lehrenden und sühnenden Jesus" in die jeweiligen Kapellenräume gehängt. Am 3. Oktober 2022 konnten die Eheleute Fuchs aus Dülmen-Hiddingsel insgesamt fünf dieser Kreuze an Schwester M. Inmaculata und Schwester M. Benilde übergeben. Sie waren ursprünglich im Rahmen einer Spendenaktion der Eheleute Lürwer aus Osterwick für katholische Gemeinden in Kasachstan bestimmt. So bedauerlich es ist, dass das "Coesfelder Kreuz" als religiöses "Markenzeichen" des Münsterlandes zunehmend aus dem Blick gerät: so schön ist der Gedanke, dass diese Kreuze im fernen Südamerika eine neue Wertschätzung und Verehrung erfahren.
Foto links: Joachim Fuchs